
Dez. 2019: RedBull All In
Februar 22, 2019
Feb. 2020: Erster Hyrox Single Pro (Karlsruhe)
Februar 22, 2020Hey, lass mal den Weltrekord knacken - Danke Florian!
Durch die vielen Sportgruppen die ich nun täglich besuchte, ist eine Person immer häufiger in meinem Alltag aufgetaucht und ich hätte nie gedacht, dass er so wichtig für mich und auch meine sportliche Laufbahn wird. Letztlich würde ich sagen, habe ich es ihm zu verdanken überhaupt jetzt dort zu sein, wo ich bin! Danke Florian Gast (Fux)!
Als Coach der Running-Society war er natürlich unter den Läufern*innen in München bekannt, doch auch beim Freeletics kannte ihn jeder und wenn jemand morgens um 6:00 Uhr mit einer Gewichtsweste beim Eisbachfit-Training war, dann war das ebenfalls Fux. Ich denke bis zu dem Zeitpunkt habe ich keinen besseren und fitteren Athleten gekannt und war sehr beeindruckt. Letztlich sah man sich zwar irgendwie fast täglich bei Trainingseinheiten, hatte aber dennoch nicht besonders viel miteinander zu tun. Er war aber auch einfach unglaublich fit, hatte immer eine große Gruppe um sich herum und ich konnte auf dem Level einfach nicht mitspielen.
Auch der Begriff Hyrox ist im Zusammenhang mit Fux schon gelegentlich gefallen, ich konnte damit allerdings noch nichts anfangen. Offensichtlich waren ein paar aus der Crew schon bei einigen Wettkämpfen dabei gewesen und das auch sehr erfolgreich. So richtig zugehört hatte ich da aber nicht, ich bin davon ausgegangen, dass ich nicht wettkampftauglich bin und es dabei belassen. Vorerst.
Wie dem auch sei, ich war in diversen WhatsApp Trainingsgruppen und freute mich immer, wenn jemand etwas in die Gruppe schrieb und ich mich einfach zum Sport anschließen konnte.
So war es auch an einem recht warmen Sonntag im August 2019. Recht warm heißt hier 30 Grad im Schatten. Fux schrieb in eine Gruppe und fragte wer beim Lauftraining mittags um 12:00 Uhr auf der Bahn dabei ist. Ich fand die Idee klasse und wartete ja im Prinzip immer nur darauf, dass jemand trainiert und ich mich anschließen konnte. Demensprechend antwortete ich kurz, dass ich dabei bin.
Ich war die Einzige.
Um 12:00 Uhr standen wir beide auf der Bahn, nassgeschwitzt vom Rumstehen bei 30 Grad in der prallen Mittagssonne und ich hörte mir an was Fux auf dem Plan hatte. Der Begriff Hyrox fiel erneut und er erzählte mir, worum es da geht. Sein Training sollte ebenfalls an den Wettkampf angelehnt sein und somit liefen wir 8x1km und absolvierten in den Intervallpausen Burpee Broad Jumps und Lunges. Zwar war ich zu dem Zeitpunkt schon fast ein Jahr bei der Laufgruppe dabei, aber das war doch noch mal eine ganz andere Nummer. Ich dachte ich falle um und stehe einfach nie wieder auf. Zudem wusste ich auch nicht, dass ich überhaupt so schnell laufen konnte. Meine erste Nahtoderfahrung geht somit definitiv auf Fux´ Kappe. Wir lagen danach noch kurz an der Isar und letztlich entschieden wir, dann mal einen Hyrox im Double zu machen.
Irgendwann musste man natürlich auch wieder aufstehen und das fiel extrem schwer. Auch der Rückweg mit dem Rad nach Hause hat sich unglaublich lange gezogen. Ich hatte bis zu dem Zeitpunkt noch nie eine so unglaublich anstrengende Trainingseinheit absolviert, aber genau das triggerte mich enorm. Das Blut war geleckt und diese eine Trainingseinheit irgendwann im August war für mich der Startschuss einer unglaublichen Zeit mit tollen Trainingseinheiten und Wettkämpfen, von der ich keinen einzigen Tag missen möchte.
Fux und ich hatten das Glück, als Coaches im UN1T München einsteigen zu können und durften abseits der normalen Sessions auch unsere eigenen Trainingseinheiten, speziell für Hyrox anbieten. Die Gruppe, unsere HyCrew Munich wuchs unglaublich schnell, wir hatten viele Anhänger*innen, die sich auch am Sonntagmorgen um 6:30 nicht zu fein waren mit uns die Trainingseinheiten abzureißen. Eine tolle Zeit begann mit vielen außergewöhnlichen Athleten*innen. Ich habe fast alle Trainingseinheiten, die wir uns ausgedacht haben in einem Buch notiert und schnell ist festzustellen, dass die Intensität mit jedem Training stieg. Es machte unglaublich viel Spaß, die Sessions zu planen und je verrückter die Übungskombinationen waren, desto besser gefiel es mir. Zu Beginn des Trainings schrieben wir unseren Plan an den Spiegel, damit jede*r wusste was zu tun war und dann gab es im Prinzip auch kein Zurück mehr. Egal ob Farmers Carry im Treppenhaus, Sprints durch die nahegelegene Unterführung oder einfach nur unendlich viele Wallballs… das Training nahm seinen Lauf.
Wir hatten nun ein festes Ziel, Hyrox Mix Double am 23.11.2019 in Hamburg.
Während ich ja immer etwas unbedarft an Sachen herangehe, ist Fux der Analyst im Team und hatte schon die Zeiten errechnet, die wir bei den einzelnen Workouts erreichen mussten und welche Pace wir laufen sollten, damit wir oben mitspielen.
Je mehr wir uns in unserem Training steigerten, desto höher wurden unsere Erwartungen und Ziele. Anfangs wollten wir einfach nur ein gutes Rennen machen, dann war recht schnell das Ziel, den ersten Platz in Hamburg zu belegen, dann wollten wir den Weltrekord vom Double Mix neu aufstellen und letztlich sind wir dann mit dem Plan nach Hamburg gefahren, bei gleichen Gewichten den Weltrekord vom Man Double zu knacken…
Das sollte in keinem Fall überheblich klingen, sondern war eine realistische Einschätzung von Fux aufgrund der bereits errechneten Daten, die im Training aufgezeichnet wurden. Von mir war es keine realistische Einschätzung, aber ich fand den Plan cool und konnte mich sofort damit anfreunden.
Gesagt getan!
Am 22. November machten wir uns mit 11 Leuten der völlig verrückten Trainingsgruppe mit dem Zug auf den Weg nach Hamburg. Thomas & Linda, Resi & Martin und Fux & ich traten im Double an, Stephan, Flo und Tim gingen im Single an den Start. Als sehr gute Supporter vor Ort begleiteten und Becca und Lene.
Nach der Ankunft trafen wir uns mit der Running Society aus Hamburg und absolvierten noch einen kleinen Lauf, bis es dann zur Pastaparty im Stadion von St. Pauli ging.
23.11.2019
Da die Startzeiten recht unterschiedlich waren und wir uns natürlich gegenseitig anfeuern wollten, stellten wir uns auf einen kompletten Tag in der Messehalle ein. Für mich war dies das erste Event von Hyrox und ich hatte keine Vorstellungen wie der Wettkampfbereich aussehen sollte. Bis dato kannte ich Turnwettkämpfe, bei denen die Hallen ordentlich aufgebaut waren, sich die Zuschauer auf der Tribüne befanden und niemand quer durch die Halle lief. Ganz zu schweigen von der manchmal schon unheimlichen Stille.
Nun war alles anders. Der Lärmpegel enorm hoch, tausende Leute wuselten durcheinander, Sportler*innen, Betreuer*innen, Leute vom Orgateam, Judges, Kameraleute und Zuschauer*innen. Einfach eine Messe, bei der irgendwie zwischendrin ein Wettkampf absolviert werden sollte und die vielleicht besten Fitnesssportler Deutschlands sich auf ihre Qualifikation für die Weltmeisterschaften vorbereiteten. Komplett verrückt.
Es gab bisher nie einen Wettkampf, vor dem ich mehr Respekt hatte, bei dem ich mehr geschwitzt habe, vor dem ich aufgeregter war UND auf den ich mich mehr gefreut habe! Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals so motiviert für ein Rennen wie für den Hyrox im Double mit Fux gewesen zu sein.
Der Start rückte nun immer näher, Fux und ich machten uns auf den Weg zum technical briefing und ließen uns dort von den Judges die Regeln noch einmal genau erklären. Natürlich kannten wir die Regeln und hatten unseren Plan, bzw. Fux hatte den Plan. Ich war mit dem Aufbau der Messehalle noch dezent überfordert und so ganz klar waren mir die Laufwege auch noch nicht, allerdings sah ich darin kein großes Problem und sagte zu Fux: „Naja wir laufen einfach den anderen Teams hinterher, wird schon klappen“. Daraufhin sagte Fux nur: „Nein, wir laufen niemandem hinterher, wir laufen vorneweg.“ Das war glaube ich die Ansage, die ich brauchte und irgendwie erinnere ich mich immer wieder daran, egal bei welchem Wettkampf ich gerade an der Startlinie stehe (auch wenn ich es nicht immer umsetzen kann).
Eine Frage hatten wir dann doch noch an die Judges, die wir am Ende vom Briefing klären konnten. Wir fragten ob wir bei den Wallballs direkt im Wurf wechseln dürfen oder der Ball zwischendurch den Boden berühren muss.
Die Antwort der Judges war: „Naja, das spart sicherlich nur ein paar Sekunden, also wenn ihr einen neuen Weltrekord aufstellen wollt, dann könnt ihr das schon machen (lach).“
Fux: „Ja passt, das war unser Plan!“
Recht hatte er, denn unser Plan war ja nun definitiv der Weltrekord.
Langsam rückte der Startschuss näher, wir überprüften die Kopplung unserer Uhren mit den Chips in den Schuhen und den Brustgurten, gingen nochmal unsere Strategie durch und gingen zurück in die Messehalle. Wir begannen uns aufzuwärmen, bevor das gemeinsame Warmup mit allen Mix-Double Athleten begann. In den drei Minuten vor dem Start machte Fux es nochmal spannend, als er feststellte, dass ein Hyrox-Tracker für den Fuß in der Jackentasche war und diese leider außerhalb der Messehalle in der Garderobe hing… Naja, er intensivierte einfach kurz das Warmup, rannte aus der Startzone, quer durch die Messehalle und raus aus der Wettkampfzone. Die Treppen hinauf, an der Schlange vor der Garderobe vorbei und sprang zu seiner Jacke um den Tracker zu holen.
Ich stand währenddessen alleine zwischen den ganzen Teams an der Startlinie und naja, so langsam lief dann auch der Countdown. Dennoch war mir irgendwie klar, dass Fux rechzeitig wieder da sein wird und so war es dann auch. Gefühlte 5 Sekunden vor Startschuss war er wieder da und wir konnten zusammen loslaufen.
Wir wussten genau welche Zeit wir auf den Kilometer laufen mussten und über den Chip im Schuh, bekamen wir die genaue Pace direkt auf die Uhr und konnten uns kontrollieren, dachten wir jedenfalls. Wenn wir normal draußen laufen funktioniert GPS wunderbar, in der Messehalle leider nicht, daher die Schuhe, die über die Schrittlänge und -Frequenz alle Daten lieferten. Leider waren die Schuhe neu und die Daten nicht so genau wie gedacht, aber das wussten wir natürlich nicht (letztlich führte uns das allerdings vermutlich zum Sieg). Nach dem ersten schnellen Lauf-Kilometer, ging es mit dem Skiergometer los, wir wechselten wie es geübt war und verloren kaum Zeit, alle anderen Workouts liefen ebenfalls wie geplant, wir spielten perfekt zusammen, nur die Laufzeit wurde gefühlt immer schneller und war laut Uhr immer noch zu langsam. In der Regel lief Fux vorne, gab die Pace vor und machte den Weg frei, damit ich im Prinzip nicht mehr machen musste, als hinterherzulaufen. Die einzige Problematik an einem sehr schnellen und sehr starken Partner besteht darin, dass man nicht nur beim Laufen schnell an die Grenzen kommt, man hat auch in den Workouts nicht so wirklich Pause, wie sich gerade beim Farmers Carry herausstelle, hier lief Fux gefühlt mit der gleichen Geschwindigkeit und den 2x24kg in der Hand weiter, wie er es auch auf dem Track machte und ich musste auch ohne Gewichte gucken, dass ich hinterher kam.
So anstrengend wie es auch war, es war ein toller Lauf und Fux guckte doch auch im Lauf immer nach mir, ob ich noch hinterher kam.
Laut unserer Uhr liefen wir viel zu langsam und auf den Anzeigetafeln tauchten wir nicht auf. Über die Lautsprecher wurde immer gesagt, dass zwei Teams vor uns waren, aber es war niemand vor uns, zu keiner Zeit. Wir tauchten einfach nicht auf, liefen also quasi vorneweg aber unterm Radar, niemand wusste, wo wir hingehören, die Durchsagen waren Fehlinformationen und wir konnten einfach unser Ding machen.
Die Ziellinie rückte immer näher und die Gesamtzeit war gut, wir konnten es wirklich schaffen. Schnell vergeigte ich noch ein paar Wallballs, welche Fux dann ausbaden musste und dann ging es auch schon die Rampe hoch und über die Ziellinie.
Wir kamen ins Ziel, jeder hatte es gesehen, wir wussten, dass wir den Rekord geknackt hatten und irgendwie hat doch niemand damit gerechnet, dass wir da jetzt über die Linie laufen. Niemand hatte uns auf dem Schirm, weil die Übertragung von unserem Tracker einfach nicht funktionier hat. Die Organisatoren waren überrascht, unsere Konkurrenten, die konsequent auf Platz eins angekündigt wurden, waren überrascht und wir waren überrascht, dass man einen Weltrekord aufstellt und alle überrascht sind. Da lief tatsächlich einiges schief, aber wir hatten unsere Zeiten auf der Uhr und die Chips konnten dann auch noch ausgelesen werden. Wir hatten unser Ziel erreicht, wir hatten es wirklich geschafft. Wir haben nicht nur das Event im Double gewonnen, wir haben auch den bisherigen Weltrekord der Mix-Teams geknackt und wir haben auch bei gleichen Gewichten den Weltrekord der Männer-Teams geknackt. Ich würde sagen, wir sind einigen Athleten etwas auf die Füße getreten als wir als Underdogs aus München in Hamburg in die Hyroxszene eingestiegen sind.
War schon irgendwie cool!
Lindarella