
Ein Virus hält die Welt an
März 22, 2020
Juni 2021: Passo dello Stelvio
Juni 1, 2021Am 31. Oktober 2020 bekam ich eine Mail von Hyrox, mit der Einladung zu einem exklusiven Event in Hamburg, quasi der WM im kleinen Rahmen (coronabedingt). Es sollten 6 Männer und 6 Frauen gegeneinander antreten, viel mehr war noch nicht bekannt, aber ich sollte zeitnah zu- oder absagen. Ich war überrascht, weil ich mit so einem Event nicht gerechnet hatte. Natürlich hatte ich große Zweifel, weil ich mit Corona lange außer Gefecht gesetzt war. Zugleich war es natürlich auch eine große Ehre, dass ich dank der guten Zeit beim Wettkampf in Karlsruhe, zu dem kleinen Kreis der Athletinnen gehörte, die eingeladen wurden. Ich informierte Fux über die Nachricht von Hyrox und fragte ihn auch gleich, ob er als mein Betreuer mitfahren würde.
Das „Elite-12 Rennen“ sollte im Dezember in Hamburg stattfinden. Alle Athleten*innen waren über das gesamte Wochenende in einem Hotel untergebracht. Einige hatte man bei Wettkämpfen bereits gesehen, andere waren nur über Social Media bekannt. Bei den Frauen durften neben mir Sarah Kohlti, Lauren Weeks, Linda Meier und Sam Briggs (Imke Salander sagte ab) starten, bei den Männern waren es Tobias Lautwein, Lukas Storath, Hunter Mcintyre, Ryan Kent, Adam Klink und Markus Frison.
Das Wochenende war recht durchgeplant, mit vielen Shootings, Interviews, Besichtigung der Wettkampfarena usw. Und ich muss sagen, es war ganz sicher das beste Wochenende in dem gesamten Jahr und vermutlich auch eines der Besten meines bisherigen Lebens. Dafür bin ich den Organisatoren und allen Beteiligten unendlich dankbar.
Wir wurden jeden Tag auf Corona getestet und blieben dann in unserer „negativen-Bubble“. Das war toll, irgendwie war man nicht mehr alleine, aber dennoch sicher vor dem Virus. Die Atmosphäre war auch einfach überwältigend, am Anfang waren alle noch etwas zurückhaltend, jeder klammerte sich an seine Begleitung und wie immer ist das Eis erst so richtig auf der Party danach gebrochen. Ich hatte unglaublich großen Respekt vor den anderen Athleten*innen und konnte nicht so richtig fassen, dass ich dazugehören sollte. Das waren so beeindruckende Sportler*innen, die so fit uns stark waren und so viel Wettkampferfahrung hatten und dann stand ich irgendwie dazwischen, die die 1,5 Jahre vorher mal angefangen hat laufen zu gehen und 2018 das erste Mal ein Fitnessstudio von innen gesehen hatte. Immerhin hatte ich ja einen Hyrox im Single Pro bereits absolviert……..
Die Aufregung stieg, die Zweifel wurden immer größer, ich konnte meine Leistung einfach nicht einschätzen, ich wusste nicht, wo ich stehe, was die anderen können und war einfach etwas überfordert mit der Situation. Der Wettkampf sollte auch nicht in einer normalen Messehalle (was definitiv auch überdimensioniert gewesen wäre für 12 Athleten*innen) stattfinden, sondern in einer kleineren Location und die 8x1km wurde auf dem Assault Runner absolviert. Ein Laufband, was man selbst antreiben muss und vom Laufgefühl definitiv anders ist, als das Laufen auf normalem Boden. Ich hatte keine Erfahrung mit dem Laufband, stand einmal im Training darauf, hatte dann beschlossen, dass es doof ist und nie wieder angeguckt. Tja und jetzt sollte ich eine WM darauf laufen….
Der Wettkampf rückte immer näher, die Athleten*innen rückten immer mehr zusammen, weil irgendwie ging es zumindest (den Mädels gefühlt) allen gleich. Alle waren aufgeregt und niemand wusste so ganz genau was da jetzt kommen sollte. Die Herren der Schöpfung waren deutlich cooler und überzeugter von ihren Leistungen, die sie erbringen werden und dieser Hauch von Überheblichkeit auf eine ganz lustige Art und Weise, lockerte die Stimmung wieder etwas.
Die Sachen waren nun gepackt und wir fuhren gemeinsam zur Wettkampflocation. Die Frauen starteten und erst nach dem Wettkampf, begannen die Männer mit dem Duell.
Es war einfach unglaublich. Wir waren in einer kleinen, relativ dunklen Halle, alles war perfekt aufgebaut und man war dicht aneinander, was den Battlefaktor natürlich um ein vielfaches erhöhte. Jede*r hatte ihre/seine eigene Bahn, eigene Geräte und ein eigenes Laufband. Ausgestattet wurden wir von Myzone mir Brustgurten und unsere jeweiligen Herzfrequenzen wurden auf einen gigantischen Screen vor uns projiziert.
Wir hatten noch ein paar Minuten Zeit um uns aufzuwärmen und dann sollte es auch schon losgehen.
Alles wurde mit der Kamera begleitet und mein einziges Ziel war es, mich nicht zu blamieren. Ich wollte einfach nur die Leistung abrufen, die irgendwie machbar war.
Der Startschuss fiel und es lief einfach. Ab der ersten Minute war ich mit dem Puls im roten Bereich. Es war ein Kampf, keine Frage, aber es hat Spaß gemacht, unglaublich viel Spaß! Die Motivation war enorm hoch und auch wenn die Anzahl der Zuschauer natürlich sehr begrenzt war, war die Stimmung einfach gigantisch.
Wider Erwarten konnte ich sehr lange führen, eigentlich fast durchgehen bis zum letzten Kilometer. Ich konnte es selbst nicht fassen und war mal wieder mit der Situation überfordert. Ich wusste nicht, wie schnell ich laufen konnte, um am Ende noch genügend Kraft zu haben, um den Wettkampf beenden zu können, ich wusste aber auch nicht, wie schnell ich laufen musste, um meine Position zu halten. Es war einfach unglaublich. Am Ende lieferten Lauren und ich uns ein starkes Duell, was Lauren bei den letzten Wallballs für sich entscheiden konnte und den Titel holte. Ich konnte Platz zwei mit doch recht sicherem Abstand zu Platz 3 sichern. Natürlich ist es ärgerlich auf den letzten Metern die Führung zu verlieren, aber Lauren war mental einfach noch viel stärker als ich und hat absolut verdient gewonnen. Ich war froh einen tollen Wettkampf abgeliefert zu haben und auch stolz auf meine Leistung. Es war ein Wettkampf, der mir für immer in Erinnerung bleibt. Der komplette Wettkampf wurde gefilmt und später auch veröffentlicht.
Ein ganz ganz großer Dank geht hier für das gesamte Wochenende aber besonders eben auch für die Unterstützung im Wettkampf an Florian. Sein Puls muss in ähnlichen Bereichen gewesen sein wie meiner und ich konnte ihn (obwohl ich die hinterste Bahn hatte) bis zu meinem Laufband hören. Motivation pur!
Als wir alle im Ziel waren, startete das Rennen der Männer. Ebenfalls ein unglaubliches Rennen, was Hunter und Luke bestritten. Recht schnell setzten sie sich von den anderen ab und es war einfach nur beeindruckend, was die Jungs für Leistungen abgerufen haben. Eine Stunde Gänsehaut pur und natürlich keine Stimme mehr danach. Es war einfach unglaublich.
Hunter sicherte sich den ersten Platz, Luke wurde Zweiter, Tobi Dritter.
Nach einer wirklich schönen Siegerehrung kehrten wir kurz ins Hotel zurück um zu duschen und uns umzuziehen, denn der nächste Punkt der Tagesordnung war die wohlverdiente und heiß ersehnte Party in unserer „negativen Bubble“.
So ganz viel will ich zu diesem weiteren Abend nicht schreiben, aber wir hatten viel Spaß und irgendwie kam ich in dieser Nacht zu meiner ersten Session „Eisbaden“ in der Elbe, was ich im Anschluss in München in der Isar fortsetze.
Am nächsten Morgen waren Fux und ich um 7:30 Uhr zum Laufen mit einem ehemaligen Kollegen von Florian verabredet. Mit Muskelkater im Gepäck, standen wir pünktlich an der Alster und absolvierten einen (zum Glück) recht langsamen 12km – Lauf. Ich merkte meine Beinchen schon ganz gut, die Übungen im Hyrox sind ja doch eher beinlastig und das Laufen auf dem Assault-Runner hat dem noch seinen Rest gegeben.
Wie dem auch sei, wir liefen und versuchten uns nicht zu viel anmerken zu lassen. Zurück im Hotel gab es noch Frühstück und dann ging es auch schon weiter zu Fritz und seinem Outdoorgym. So richtig trainiert haben wir natürlich nicht, aber es war dennoch sehr lustig.
Gegen Mittag ging es mit dem Zug zurück nach München und nach 8h im Zug, waren meine Beine dann endgültig fertig mit der Welt.
Es war ein Wochenende, an das ich mich gerne immer wieder zurückerinnere und ich bin unglaublich dankbar dafür, dass ich ein Teil von diesem Event sein durfte.